Ich bin wieder da. Zumindest physisch. Samstag Abend 18:30 ist mein Flieger in Frankfurt gelandet. Der Empfang war wunderbar – mein lieber Seppi hat mich mit nem SLK Cabrio vom Flughafen abgeholt. Mit dem Wind in den Haaren hat es sich doch fast so angefühlt wie in Sri Lanka...
Ich steh noch ein bisschen neben mir, meine Stimmung kippt hin und her zwischen Freude darüber, dass ich wieder zu Hause in Berlin bin und bald auch meine Family sehe, und Sehnsucht nach Sri Lanka. Das Wetter macht es einem ja nicht gerade leichter... Nun muss ich da wohl aber durch.
Bevor sich dieser Blog nun also dem Ende zuneigt, will ich noch abschließend von meiner letzten Woche und unserem Ostküsten-Trip berichten:
Die vorletzte Woche hab ich ja mit André in Kandy verbracht. Donnerstag Abend ist dann Sam zu uns gestoßen, sodass einem frühen Start am Freitag Morgen nichts im Wege stand. Angepeilt hatten wir den Bus um 8 Uhr nach Trincomalee. Um 4 Uhr waren wir alle hellwach. Und so haben wir uns kurzerhand entschlossen, schon den Bus um 6 Uhr zu nehmen. Schnell Frühstück gekauft, ab zum Busbahnhof, und dann konnte es auch schon los gehen... Während der gut 5stündigen Busfahrt hat sich die Landschaft stark verändert (und wir haben unterwegs wilde Elefanten gesehen!). Im Osten angekommen hatt ich eher das Gefühl in Ägypten zu sein. Nur spärliche Vegetation, sandrote Straßen... Und am prägnantesten: das hohe Soldatenaufkommen. Die Ostküste war noch bis zum letzten Jahr Kriegsgebiet und das war wirklich deutlich zu spüren. Und so kam es nicht selten vor, dass Armeeleute mit ihren riesigen Gewehren neben uns im Bus standen. Fühlt sich ganz schön merkwürdig an...
Unser eigentliches Ziel war ja aber nicht Trinco, sondern Nilaveli ca. 16km weiter nördlich. Also haben wir den Bus gewechselt und sollten dies schon 3 Minuten später bitter bereuen... Man macht in 12 Wochen Sri Lanka ja so einiges mit. Völlig überfüllte Busse sind eigentlich nichts besonderes mehr. Aber dieser Bus war die absolute Krönung. Man konnte kaum atmen, geschweige denn sich bewegen. Alle 10 Meter hat der angehalten, um noch mehr Leute reinzustopfen. Relativ schnell haben wir begriffen, dass wir für die kurze Strecke wohl unseren gesamten Vorsprung einbüßen würden und so haben wir entschieden auszusteigen. 5 Minuten und einige blaue Flecken später hatten wir das dann auch geschafft. Fix und alle war ich danach. Mit dem Tuk-Tuk gings dann weiter nach Nilvali, wo wir uns an einem Hotel am Strand haben absetzen lassen. Das war aber relativ teuer und nicht besonders schön, also sind wir mit Sack und Pack am Strand lang, um eine andere Unterkunft zu finden. Relativ schnell ist uns aufgegangen, dass wir den Reiseführern nicht unbedingt zustimmen können, wenn sie von einem der schönsten Strände Sri Lankas reden... Mit ein bisschen Glück haben wir nach einiger Zeit ein nettes Gästehaus direkt am Meer gefunden, und weil ich so müde aussah, hatte der Besitzer scheinbar Mitleid und hat auch noch mit sich handeln lassen. Den Nachmittag haben wir dann am Strand verbracht (direkt neben einem angeblich radioaktiven Militärgelände – schön). Am nächsten Morgen sind wir pünktlich aufgestanden, um mit dem Boot auf die nahe gelegene Insel Pigeon Island zum schnorcheln zu fahren. Das war vielleicht cool da. Wie sich rausstelle, waren wir auch clever schon so früh am Morgen da hin zu fahren, denn schon zwei Stunden später, als wir wieder zurück gefahren sind, war die Insel bevölkert von Einheimischen (hauptsächlich Moslems da in der Ecke).
Mit dem Bus Tuk-Tuk gings dann zurück nach Trinco, und dort wollten wir dann mit dem Bus weiter südlich nach Passekudah. Wir waren so stolz auf uns, dass wir so gut in der Zeit lagen... Untwegs haben wir noch an einem Hindutempel halt gemacht, der auf einem Fels direkt am Meer steht. Am Busbahnhof kam dann die ernüchternde Nachricht, dass der nächste Bus erst 16:30 Uhr fährt. Und außerdem gab es keinen Direktbus, weil die Straße direkt an der Küste entlang voll mit Wasser sei (keine Ahnung warum), also mussten wir wieder zurück ins Inland und eine Entfernung von 60km hat uns letztendlich wieder 5 Stunden gekostet. Dann sind abends auch noch falsch ausgestiegen, haben im Dunkeln einen Checkpoint gefunden und die Soldaten dort haben uns dann schließlich ein Tuk-Tuk besorgt. Sehr freundlich. 21:30 Uhr sind wir dann auch endlich im Gästehaus angekommen (das wir clevererweise vorher per Telefon schon gebucht hatten). Und weil der Tag noch nicht bescheiden genug war, wimmelte es dort nur so von Krabbeltieren... Über Nacht ist mir doch tatsächlich ne Kakerlake übers Bein gelaufen! Das war mit Abstand die unschönste Nacht der letzten 12 Wochen... Am nächsten Morgen sah die Welt aber schon wieder ganz anders aus. Zuerst hab ich die Jungs zum Medical Centre geschleppt, weil beide am rumkränkeln waren und mir das ganz schoön auf die Nerven ging. Wie immer gab es dutzende fröhlich bunter Tabletten... Danach haben wir uns im Sonnenschein auf den Weg zum Strand gemacht. Und der war wirklich einmalig schön! Keine einzige Menschenseele, nur wir (na gut, und ab und ein Fischer), kristallklares hellblaues Wasser und Palmen soweit das Auge reichte... Dass auch dieser Strand direkt neben einem Militärgelände lag, haben wir erfolgreich verdrängt. Den ganzen Tag haben wir dort verbracht, sind spazieren gegangen, waren schwimmen (ging da gut, weil zur Abwechslung mal keine 2 Meter hohen Wellen), und als André dann auch noch eine Kokosnusspalme hochgeklettert ist und sogar eine Kokosnuss geerntet hat, war die Welt ja mehr als in Ordnung. Ich glaub ich hab die Jungs noch sie so happy gesehen, wie in dem Moment, als sie die Kokosnuss aufbrechen konnten. Echte Männer...
Zum Abendessen sind wir kurz zurück ins Gästehaus, haben uns dann bewaffnet mit Handtüchern, Arrack und weiteren nützlichen Utensilien und sind dann zurück zum Strand, um dort ein Lagerfeuer zu machen. Da blieben wir dann auch die ganze Nacht, haben Fischerleute verabschiedet und ein Boot mit ins Wasser gehievt, Sterne gezählt, die Füße ins Wasser gehalten... Eine der schönsten Nächte der letzten 12 Wochen. Leider sind wir irgendwie eingeschlafen, um 5 Uhr morgens aufgewacht und haben schrecklich gefroren. Unter dem schönsten Sternenhimmel, den ich jemals gesehen habe (aber wegen drohender Erfrierungen leider nicht sonderlich genießen konnte) sind wir zurück zum Gästehaus, haben ein paar wenige Stunden geschlafen und sind dann am Morgen auf zum Bahnhof, wo um 8:30 Uhr der Zug fahren sollte. Natürlich kam kein Zug. So sind wir eben mal wieder mit dem Bus gefahren... Am frühen Nachmittag sind wir am nächsten Ziel angekommen, in Arugam Bay. Eine kleines Dorf in einer schönen Bucht, mit einem der wohl besten Surf-Plätze der Welt... Schnell hatten wir eine schöne Unterkunft gefunden und nach einem langen Strandspaziergang und anschließendem Abendessen sind wir, glaub ich, schon um 20 Uhr ins Bett gefallen. Und so waren wir dann auch fit genug, um am nächsten Morgen pünktlich um 5 zum Sonnenaufgang aufzustehen. In Aluthgama an der Südwestküste können wir ja immer nur den Sonnenuntergang anschauen... Und es hat sich tatsächlich gelohnt. Die Sonne über dem Meer aufgehen zu sehen – besser kann ein Tag doch gar nicht anfangen. Den Vormittag haben wir im Tuk-Tuk auf Krokodil-Safari verbracht. Leider haben wir kein Krokodil gesehen. War trotzdem schön. Auf dem Weg zurück haben wir an einem ganz wunderschönen Strand angehalten und sind da an den Felsen dann ein bisschen rumgeklettert. Zurück in Arugam Bay hat sich der André dann ein Surfboard ausgeliehen und wir haben den ganzen Nachmittag am Strand verbracht, gefaulenzt, André zugeguckt, gelesen... Abends sind wir noch Essen gegangen und dann auch relativ pünktlich ins Bett. Am Mittwoch früh sind wir wieder sehr zeitig aufgestanden. Zum einen weil wir den Bus um 6:30 erwischen wollten (viiiiel Weg vor uns, Ziel: unser Lieblingsplatz Mirissa ganz im Süden) und zum anderen weil wir den Sonnenaufgang vorher noch sehen wollten. Gesagt, getan. 16:30, also wieder nach knapp 10 Stunden Busfahrt, sind wir dann auch in Mirissa angekommen. Was ich in Sri Lanka in Bussen und Zügen oder an Wartezeit auf Busse und Züge verbracht habe, ist nicht nachzuvollziehen... In Mirissa haben wir dann unser Lieblingsgästehaus bezogen (die Familie dort ist unglaublich nett), und sind sofort rüber zum Strand. Der hat sich seit unserem letzten Besuch Anfang Mai doch erheblich verändert. Kaum mehr Strand, Bars geschlossen,... Trotzdem einfach herrlich. Eigentlich wollten wir dann Informationen zum Whale Watching einholen, das für Donnerstag Vormittag geplant war, aber schon der erste Anruf ging in die Hose: Zu dieser Jahreszeit gibt es keine Wale an der Südküste... Na gut. Macht nichts. In Mirissa kann einen nichts traurig machen. So haben wir umgeplant und uns für einen wunderbar entspannten letzten Urlaubstag am Strand von Mirissa entschieden. Gute Wahl. Zum Mittagessen sind wir in ein Strandhotel mit Pool gegangen, in dem sich die Jungs dann kurz auch mal ausgiebig austoben konnten. Dann Strandspaziergang, hin und her... Donnerstag war außerdem ein wahnsinnig besonderer Tag, weil nicht nur Poyo Day (Vollmondtag – wird einmal im Monat groß gefeiert) war, sondern auch gleichzeitig der Geburts- und Todestag des 28. Buddha. Und so wurden die Straßen festlich geschmückt. Überall hingen buddhistische Flaggen und abends war alles hell mit selbstgebastelten Lichtern erleuchtet... Unsere Gästehausfamilie hat uns mit in den Tempel genommen. Der war oben auf einem Berg, von dem aus wir unser ganzes bezauberndes Mirissa überblicken konnten. Und es wir uns versahen, waren wir Teil der buddhistischen Glaubensgemeinschaft. Alle haben sich in einen großen Halbkreis aufgestellt, dessen Ende in den Tempel zum Altar führte. Und dann wurden jeweils 28 Kerzen, Blumen und Medizin durch die Reihen gegeben. Ich hab einen Blumenkorb fallen lassen. Das war vielleicht unangenehm... Danach sind wir mit in den Tempel, und wurden schließlich auch aufgefordert uns mitten in die Runde zu setzen. Ein Mönch hat dann angefangen zu beten und schon bald darauf haben alle gesungen und gebetet. Und wir mitten drin. Ich glaub, das war das erste mal, dass ich mich spirituell irgendwie berührt gefühlt habe... Nach den ersten 30 Minuten konnt ich allerdings schon nicht mehr richtig sitzen, und nach einer Stunde hatten wir damit zu kämpfen, nicht einzuschlafen. Nach knapp anderthalb Stunden konnten wir uns dann verkrümeln, haben lecker gegessen und sind dann noch runter zum Strand für ein paar letzte Minuten am Meer. Freitag früh ging es dann pünktlich zurück nach Aluthgama, wo ich meine Sachen gepackt und mich verabschietet habe... Danach gings noch kurz in den Tempel und abends gab es eine kleine Abschiedsfeier in Familienkreis. Danach hab ich mit den Jungs die halbe Nacht auf dem Balkon gesessen, Karten gespielt und Musik gehört. Und Samstag früh wurde ich dann auch schon abgeholt... Der Abschied war äußerst tränenreich, der Rückflug ebenfalls. Hab viel gefroren, aber meine Flugangst hatt ich im Griff. Naja, und nach 10 Stunden wars ja auch schon geschafft... Nun bin ich schon den zweiten Tag wieder hier, die Sachen sind schon ausgepackt, und ich leb mich so langsam wieder ein. Mittwoch fahr ich nach Magdeburg und dann nach Halberstadt, um mich bei allen wieder sehen zu lassen. Und dann kommt wohl auch so langsam der Alltag wieder... Jetzt heißt es Wohnung suchen, aufs nächste Praktikum einstellen,... und dann steht ja auch die WM ins Haus. Und ein besonders großes Highlight: André heiratet in 3 Wochen und wir sind alle eingeladen. Das heißt es gibt schon bald ein großes Wiedersehen :)
Montag, 31. Mai 2010
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